Pflanzenfett statt Sahne: Wie Hersteller bei Eis sparen
Auf den ersten Blick sehen die Verpackungen nahezu gleich aus, doch wer genau hinschaut, sieht: Die „Eiscreme Schokolade“ heißt plötzlich „Schokoladeneis“. Nicht jeder weiß, dass der neue Name auch eine andere Zusammensetzung bedeutet. Statt Sahne steckt in dem Eis nämlich neuerdings Kokosfett. Die aktuelle Beschwerde bei Lebensmittelklarheit ist nur ein Beispiel, wie Hersteller bei der Qualität von Eis sparen. So erkennen Sie die Tricks.
Skimpflation: Versteckte Preiserhöhung durch Zutatentausch
Der Trick mit dem Zutatentausch wird auch als „Skimpflation“ bezeichnet: Hersteller ersetzen teure Zutaten durch preiswertere, um die Herstellungskosten zu senken. Das ist zwar erlaubt, doch es wird ärgerlich, wenn Verbraucher:innen den Qualitätsverlust kaum erkennen können, weil die Aufmachung der Verpackung nahezu gleich geblieben ist.
Im aktuellen Fall beschwerte sich ein Verbraucher bei Lebensmittelklarheit über ein Schokoladeneis der Marke „Gut & Günstig“ von Edeka. Die Verpackung sah nahezu identisch aus wie die bisherige Verpackung der „Eiscreme Schokolade“. Der Blick ins Zutatenverzeichnis zeigte allerdings, dass der Hersteller bei dem neuen Eis anstelle von Sahne nun Kokosfett und Wasser verwendet. Den Leitsätzen für Speiseeis zufolge ist dies bei einem einfachen Schokoladeneis möglich. Eine „Eiscreme“ sollte hingegen ausschließlich mit Milchfett hergestellt werden.
Tatsächlich hat sich der Anbieter mit der Änderung der Bezeichnung – von „Eiscreme Schokolade“ zu „Schokoladeneis“ an die Vorgaben der Leitsätze gehalten. Verbraucher:innen, denen diese Details nicht bekannt sind, dürften allerdings ohne großes Nachdenken zur vertrauten Eispackung greifen.
Mit Luft aufgeschlagen – gängige Praxis bei der Eisherstellung
Ein weiterer Trick ist schon länger gängige Praxis bei industriell hergestelltem Eis: Hersteller schlagen das Eis mit reichlich Luft auf und sparen dadurch Kosten. Verbraucher:innen erfahren nicht, wie viel Luft ein Eis tatsächlich enthält und bezahlen den Lufteinschlag mit. Denn die Füllmenge wird in Deutschland nicht nach Gewicht angegeben, sondern nach Volumen – und auch der Grundpreis richtet sich danach. Je „luftiger“ das Eis ist, umso preisgünstiger wirkt es.
Dass es beim Lufteinschlag große Unterschiede gibt, hat die Verbraucherzentrale Hamburg anhand einer Marktstichprobe von Vanilleeis aufgezeigt: In der Stichprobe von sechs verschiedenen Vanilleeis-Sorten wog das luftigste Eis nur 477 Gramm pro 1000 Milliliter. Das schwerste Eis im Test brachte dagegen 870 Gramm pro 1000 Milliliter auf die Waage.
Aroma statt Frucht spart Kosten
Auch mit dem Einsatz von Aromen statt Früchten spart manch ein Anbieter Kosten bei der Herstellung von Eis. Wer sich auskennt, kann das bereits am Namen erkennen: So enthalten „Erdbeereis“ oder „Erdbeerfruchteis“ gemäß den Leitsätzen für Speiseeis üblicherweise mindestens 20 Prozent Erdbeeren. Ein „Eis mit Erdbeere“ hingegen kommt mit einem Fruchtanteil von 10 Prozent aus. In einem „Eis mit Erdbeergeschmack“ müssen gar keine Fruchtanteile stecken. Hier können Hersteller den Fruchtanteil komplett durch Aromen ersetzen.
Fazit:
Um die Qualität von Speiseeis zu erkennen, lohnt sich in jedem Fall ein Blick ins Zutatenverzeichnis, denn wertgebende Zutaten wie Sahne oder Früchte sind in sehr unterschiedlicher Menge vorhanden. Farbstoffe wie Carotine oder färbende Pflanzenextrakte sowie der Einsatz von Aromen sind Hinweise darauf, dass der Anbieter an wertgebenden Zutaten spart und bei Geschmack und Farbe mit preisgünstigen Zusatzstoffen und Aromen nachhilft.
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Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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