ESL-Milch ist für Verbraucher keine „Frischmilch“
Frische ist eines der wichtigsten Kriterien beim Lebensmitteleinkauf. Die Angabe „frisch“ passt aber aus Verbrauchersicht nicht immer zu den damit beworbenen Lebensmitteln. Die repräsentative Verbraucherforschung des Projektes Lebensmittelklarheit.de zeigt für ESL-Milch: Für die meisten Verbraucher ist sie keine „Frischmilch“.
„ESL“ ist die Abkürzung für „extended shelf life" und steht für eine längere Haltbarkeit. Im Gegensatz zur herkömmlichen Frischmilch wird ESL-Milch teilweise oder vollständig auf Temperaturen von etwa 120 bis 130 °C erhitzt. Dadurch ist sie ungeöffnet und gekühlt bis zu vier Wochen haltbar. Lebensmittelrechtlich gilt ESL-Milch als Frischmilch.
Die repräsentative Verbraucherstudie des Projektes Lebensmittelklarheit.de untersuchte, ob Verbraucher die Bezeichnung „Frischmilch“ für ESL-Milch für zutreffend halten. Dabei wurden zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren – mit und ohne Mikrofiltration – separat abgefragt. Das Ergebnis zeigt: Nur etwa 20 Prozent der Verbraucher beantworten die Frage, ob die Bezeichnung „Frischmilch“ für diese Milchsorten passt mit „ja“ oder „ja, auf jeden Fall“.
(Diagramm zum Download: siehe unten)
Die Bezeichnung „Frischmilch“ auf länger haltbarer Milch entspricht somit nicht der Verbrauchererwartung.
Für die Studie wurden 750 deutsche Verbraucher im Oktober und November 2014 persönlich interviewt. Durch Quotenvorgabe ist die Stichprobe im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungsstand, Haushaltsgröße und Wohnort repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.
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Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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Kommentare
Die "frische Milch" stirbt aus. Ein weiterer Anbieter hat klammheimlich umgerüstet: [...] hatte bisher "echte" Frischmilch (Bio, Naturlandzertifiziert, 3,8% wunderbar im Geschmack) und nun in der optisch fast gleichen Verpackung gibt's ESL-Milch, ausschließlich. Nun hat man es fast geschafft den dummen Verbraucher eine weitere Täuschung im Lebensmittelbereich final unterzujubeln. Und immer noch ist es abgesegnet ESL-Milch als frisch zu bezeichnen. Aber wir haben ja sooooo ein tolles Lebensmittelgesetz.
(Name der Firma gelöscht, Anmerkung der Redaktion)
Ich bin nach 20 Jahren wieder in Deutschland und entsetzt darüber, dass ESL-Milch als "frisch" bezeichnet werden darf. Mag sein, dass bei vielen Menschen die Geschmacksnerven nicht mehr funktionieren - spätestens beim Aufschäumen der Milch sollten sie den Unterschied schmecken. H-Milch schmeckt gekocht, die bei deutschen Discountern stehende ESL-Milch bei Erhitzung sauer. ESL-Milch dient nur Händlerinteressen, ihre Bezeichnung als Frischmilch ist Verbraucherverdummung. Warum folgen wir nicht dem österreichischen Beispiel, wo ESL-Milch nich als "frisch" bezeichnet wird? Und warum steht nicht in jedem Regal mindestens ein Produkt, das traditionell hergestellt wird? Ich würde dafür das Dreifache zahlen.
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