Bestrahlung von Lebensmitteln: Nur für wenige Produkte erlaubt

Die Behandlung mit ionisierender Strahlung ist eine Methode zur Konservierung von Lebensmitteln. Sie kann beispielsweise Keime abtöten oder eine vorzeitige Reifung verhindern. In Deutschland ist diese Art der Behandlung nur für wenige Lebensmittel erlaubt und muss gekennzeichnet werden. Davon zu unterscheiden ist die Behandlung mit ultravioletten (UV-)Strahlen und die Bestrahlung zu Kontroll- und Messzwecken.

Behandlung mit ionisierenden Strahlen

Unter Lebensmittelbestrahlung versteht man die gezielte Behandlung von Lebensmitteln mit ionisierender Strahlung, also mit Elektronen-, Gamma- oder Röntgenstrahlung. 

Lebensmittel dürfen nur in speziellen, zugelassenen Bestrahlungsanlagen mit einer festgelegten Höchstdosis ionisierender Strahlung behandelt werden. Die Lebensmittel selbst werden dabei nicht radioaktiv. Ihre Haltbarkeit kann dadurch jedoch verlängert werden.

Die Bestrahlung von Lebensmitteln kann beispielsweise verhindern, dass Zwiebeln, Kartoffeln oder Knoblauch keimen, sie verringert die Anzahl von Mikroorganismen auf Lebensmitteln (zum Beispiel Salmonellen auf Geflügel), verzögert den Verderb von Obst und Gemüse und tötet Insekten ab, die Getreide, Trockenobst, Gemüse oder Nüsse befallen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft die Bestrahlung von Lebensmitteln mit den in der Europäischen Union (EU) zugelassenen Strahlenmengen als gesundheitlich unbedenklich ein. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommt zu dem Schluss, dass Veränderungen hinsichtlich der Inhaltsstoffe, beispielsweise geringfügige Vitaminverluste, unproblematisch sind. Sie sind vergleichbar mit denen bei anderen Verarbeitungsprozessen, wie dem Erhitzen von Lebensmitteln. 

Diese Lebensmittel dürfen bestrahlt werden

In Deutschland dürfen bisher nur getrocknete Gewürze und Kräuter mit ionisierenden Strahlen behandelt und verkauft werden. Die Bestrahlung muss beantragt und zugelassen werden. Die Voraussetzungen für eine solche Zulassung sind:

• die Bestrahlung muss technologisch sinnvoll und notwendig sein.
• sie muss gesundheitlich unbedenklich und für den Verbraucher nützlich sein.
• sie darf nicht als Ersatz für gute Hygiene oder Herstellungspraxis dienen.

In einigen Ländern der EU wie Belgien, Frankreich und Tschechien ist die Bestrahlung weiterer Lebensmittel erlaubt, beispielsweise für Zwiebeln, getrocknete Gemüse und Früchte, Geflügel und tiefgefrorene Froschschenkel. In Deutschland dürfen sie nur angeboten werden, wenn der Gesetzgeber eine Ausnahmegenehmigung erteilt hat. Derzeit gibt es eine solche Ausnahmegenehmigung nur für bestrahlte Froschschenkel.

In der ökologischen Lebensmittelwirtschaft ist die Bestrahlung von Nahrungsmitteln mit ionisierenden Strahlen verboten.

Kennzeichnung bestrahlter Lebensmittel

Alle bestrahlten Lebensmittel und Lebensmittelzutaten müssen mit dem Hinweis "bestrahlt" oder "mit ionisierenden Strahlen behandelt" gekennzeichnet werden. Das gilt sowohl für lose als auch für verpackte oder weiterverarbeitete Produkte.

Beispielsweise muss der Hinweis bei bestrahlten Kräutern in direktem Zusammenhang mit der Bezeichnung stehen. Sind die Kräuter Zutat eines zusammengesetzten Lebensmittels, wie einer Pizza, erfolgt die Kennzeichnung in der Zutatenliste, sowie bei Speisekarten entweder neben dem Lebensmittel oder in einer Fußnote. Bei lose angebotener Ware muss die Angabe auf einem Schild neben der Bezeichnung stehen. 

Das internationale "Radura"-Symbol (siehe Abbildung), das auf Bestrahlung hinweist, ist nicht vorgeschrieben. 

Radura Symbol

Quelle

Von former Gammaster, Ede-Wageningen, commons.wikimedia.org

Die Bestrahlung von Lebensmitteln lässt sich durch verschiedene Verfahren nachweisen. Die Behörden kontrollieren regelmäßig unterschiedliche Lebensmittelgruppen stichprobenartig auf unzulässige Bestrahlung. In den letzten Jahren haben die Behörden weniger als zwei Prozent der überprüften Lebensmittel beanstandet. Besonders häufig stellten sie eine unzulässige Bestrahlung bei Nahrungsergänzungsmitteln fest.

Behandlung mit UV-Strahlen

UV-Strahlen zählen nicht zu den ionisierenden Strahlen. Sie haben eine längere Wellenlänge und sind weniger energiereich. Eine direkte UV-Bestrahlung ist nur zugelassen zur Entkeimung von

• Trinkwasser
• Hartkäse bei der Lagerung 
• Oberflächen von Obst- und Gemüseerzeugnissen 
• sowie Eiern. 

Außerdem gibt es eine Allgemeinverfügung, die das Inverkehrbringen von mittels UV-Strahlen entkeimten Invertflüssigzucker erlaubt. 

Verarbeitungsbetriebe setzen UV-Strahlung vor allem zur Entkeimung der Umgebungsluft ein. Für diese indirekte UV-Behandlung gibt es keine Einschränkungen auf bestimmte Lebensmittelgruppen. Kennzeichnungspflichtig sind diese Arten der UV-Behandlung nicht. 

Lebensmittel werden aber auch mit UV-Strahlen behandelt, um die Bildung von Vitamin D2 (Ergocalciferol) anzuregen. Sie gelten als neuartige Lebensmittel und brauchen im Rahmen der Novel-Food-Verordnung eine Zulassung. Bereits zugelassen sind UV-behandelte Pilze, Brot, Bäckerhefe und Milch. Hersteller müssen diese Produkte in der Bezeichnung als UV-behandelt kennzeichnen.

Bestrahlung zu Kontroll- und Messzwecken

Zu Kontrollzwecken ist die Bestrahlung von Lebensmitteln mit Neutronen- und Röntgenstrahlen erlaubt. Eine Kennzeichnung ist dafür nicht vorgeschrieben. Die Röntgentechnik ermöglicht es beispielsweise Fremdkörper wie Metalle oder Steine, aber auch Gräten oder Knochen in Fisch und Fleisch aufzuspüren. Sie dient aber auch der Überwachung von Füllständen bei Flaschen oder der fehlerfreien Befüllung beispielsweise von Pralinenschachteln. Im Vergleich zur Bestrahlung von Lebensmitteln zur Entkeimung ist die Strahlendosis zur Lebensmittelkontrolle deutlich geringer.