Aus „Bad Vilbeler Marktsenf“ wird „Marktfrauensenf“
Zusammenfassung
Der Anbieter warb mit „Bad Vilbel“ und mit dem „feinen Aroma der Kräuter vom Wochenmarkt“. Das Produkt selbst wird in Dreieich hergestellt. Insgesamt blieb unklar, was der Senf mit Bad Vilbel zu tun hat. Inzwischen hat der Anbieter das Produkt in „Marktfrauensenf“ umbenannt und erklärt, dass das Rezept von Bad Vilbeler Marktfrauen stammt.
Beschwerde
Auf dem Hauptetikett des Senfglases wird - wie bei anderen Produkten des Herstellers auch (Gin z.B.) suggeriert, es sei ein Senf, der in Bad Vilbel hergestellt wird / bzw. auf dem hiesigen Markt angeboten wird. Dem ist aber nicht so, wenn man den tradierten „Vilbeler Markt“ meint, den es suggeriert. […] Wir haben das Produkt gesehen und als Geschenkidee aus Bad Vilbel gekauft. Als wir diese Täuschung allerdings zu Hause bemerkten, haben wir das Glas wieder umgehend zurückgebracht.
Dass auf dem Gläschen am Ende ein rundes zusätzliches Etikett mit „Hergestellt in Dreieich – your regional spirit“ angebracht wurde (Dreieich ist übrigens nicht Bad Vilbel und ca. 30 km entfernt und unsere Region die gerade für originäre Herkunftslebensmittel bekannte „Wetterau“), entkräftet die Täuschung m.E. nicht. […] Und diesen Senf gibt es übrigens auch als Frankfurter Senf, Wiesbadener Senf usw. – dreist! […] Doch wir Verbraucher sind nicht ganz so dumm, wie er meint!
Verbraucher aus Bad Vilbel vom 24.01.2022
Einschätzung der Verbraucherzentrale zur ursprünglichen Verpackung
Die Aufmachung vermittelt ein regionales Produkt aus Bad Vilbel, unter anderem mit „Kräutern vom Wochenmarkt“. Der Hinweis „Hergestellt in Dreieich“ steht dazu im Widerspruch. Insgesamt bleibt unklar, was der „Bad Vilbeler Marktsenf“ mit der Region zu tun hat.
Darum geht’s:
Unter dem Produktnamen „Bad Vilbeler Marktsenf“ ist der Hinweis „Der Marktsenf enthält das feine Aroma der Kräuter vom Wochenmarkt, sonnengetrockneten Tomaten und schwarzem Pfeffer“ aufgedruckt. Seitlich ist ein Aufkleber mit dem Hinweis „Hergestellt in Dreieich – your regional spirit“ aufgeklebt. Es sind keine (weiteren) Angaben zur Herkunft der Zutaten zu finden.
Das ist geregelt:
Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Herkunft. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV). In der Verordnung ist weiterhin festgelegt, dass Anbieter den Herkunftsort des Lebensmittels nennen müssen, falls ohne diese Angabe eine Irreführung möglich wäre, insbesondere wenn das Etikett sonst den Eindruck erweckt, das Lebensmittel komme aus einem anderen Ursprungsland oder Herkunftsort. Auch wenn die primäre Zutat nicht aus dem angegebenen Ort stammt, muss er darüber informieren.
So sieht’s die Verbraucherzentrale:
Die Aufmachung vermittelt ein regionales Produkt mit „Kräutern vom Wochenmarkt“. Der Hinweis „Hergestellt in Dreieich“ steht dazu im Widerspruch. Zudem bleibt die Herkunft der primären Zutaten wie Senfsaat unklar. Da es keine weiteren Herkunftsangaben gibt, bleibt insgesamt unklar, was der Senf mit Bad Vilbel zu tun hat.
Aus Sicht von Lebensmittelklarheit bestehen noch weitere Kennzeichnungsmängel, die jedoch nicht Bestandteil der Beschwerde sind und hier deshalb nicht im Einzelnen erläutert werden.
Fazit:
Der Anbieter sollte klarstellen, worauf sich die Werbung „Bad Vilbeler Marktsenf“ bezieht und die Herkunft der primären Zutaten wie Senfsaat nennen.
Stellungnahme der Verlag Manufaktur Kornmayer, Dreieich
Kurzfassung, erstellt von der Verbraucherzentrale:
Der Senf geht auf die Rezeptur einer Bad Vilbeler Marktfrau zurück, es werden typische Marktkräuter verwendet. Der Aufkleber „hergestellt in Dreieich“ wurde angebracht, weil wir keinen Verbraucher über den Produktionsstandort täuschen wollen. Wir haben festgestellt, dass die Informationen auf dem Etikett den neuesten gesetzlichen Vorgaben angepasst werden müssen. Wir werden das Etikett zeitnah überarbeiten.
Ergebnis
Lebensmittelklarheit hat den Senf im September 2022 in der neuen Aufmachung im Handel gefunden. Der Anbieter hat Bad Vilbel aus dem Produktnamen entfernt und nennt das Produkt nun „Marktfrauensenf“.