Ballaststoffreiches Porridge
Frage
Ich habe ein fertiges Porridge mit Milch gekauft, das als ballaststoffreiches Lebensmittel deklariert ist. Es hat aber gerade mal knapp sechs Prozent Haferflocken intus. Ist das nicht täuschend?
Antwort
Für die Werbung „ballaststoffreich“ sowie „Ballaststoffquelle“ auf Lebensmitteln gibt es in der EU-Health-Claims-Verordnung genaue Vorgaben. Die Zulässigkeit des Hinweises ist nicht abhängig vom Anteil an Getreide, sondern vom Gehalt an Ballaststoffen.
Demnach ist der Hinweis „ballaststoffreich“ zulässig, wenn das Produkt mindestens sechs Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm oder mindestens drei Gramm Ballaststoffe pro 100 Kilokalorien enthält. Die Angabe „Ballaststoffquelle“ ist erlaubt, wenn das Produkt mindestens drei Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm oder mindestens 1,5 Gramm Ballaststoffe pro 100 Kilokalorien enthält.
Ohne die Zutatenliste zu kennen, lässt sich schwer sagen, aus welchen Zutaten die Ballaststoffe in dem von Ihnen genannten Produkt stammen. Bei einem Porridge könnten die Ballaststoffe aus Haferflocken sowie anderen Getreideflocken oder –mehlen stammen. Sechs Prozent Hafer reichen für die Angabe „ballaststoffreich“ oder „Ballaststoffquelle“ alleine jedoch nicht aus, denn sie enthalten weniger als ein Gramm Ballaststoffe. Daher müssen weitere Ballaststoffquellen enthalten sein. Häufig werden diese isoliert zugesetzt, beispielsweise in Form von Inulin. Dies ist ein Ballaststoff, der natürlicherweise in Gemüse wie Chicoree, Artischocke oder Topinambur vorkommt, und seit einigen Jahren in Lebensmitteln eingesetzt wird, um die Konsistenz zu verbessern und den Ballaststoffgehalt zu erhöhen.
Aus Sicht von Lebensmittelklarheit sind die Mindestvorgaben für den Ballaststoffgehalt für die Angabe „Ballaststoffquelle“ in der Health-Claims-Verordnung sehr niedrig angesetzt. Die Werte lassen sich durch die Zugabe isolierter Ballaststoffe zu einem Lebensmittel leicht erreichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nennt als Richtwert für die tägliche Ballaststoffzufuhr eine Menge von mindestens 30 Gramm. Ob ein Lebensmittel wie das von Ihnen genannte tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zur Ballaststoffzufuhr leisten kann, bleibt fraglich. Um falsche Rückschlüsse auf den gesundheitlichen Wert von Lebensmitteln zu vermeiden, sollte unserer Ansicht nach die Angabe „Ballaststoffquelle“ in der Health-Claim-Verordnung angepasst werden.
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Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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Kommentare
Ich mache alles selbst und bin kein Fan von Verpackungsmüll und Täuschungen von Herstellern die gern Ihre verschlechterte Rezeptur ändern und den Inhalt verkleinern aber der Preis bleibt.
Vielen Dank für diese sehr informative Seite. Großes Lob!
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