Gezuckertes Apfelmus mit Nutri-Score A

Frage

Auf dem Etikett eines "Apfelmus" steht in kleinerer Schrift die Angabe "gezuckert", der Zuckergehalt beträgt 15,4 Gramm pro 100 Gramm. Der Nutri-Score zeigt die Einstufung "A" an. 

Der Nutri-Score suggeriert Verbrauchern also, dass es sich um ein Produkt handelt, das ein ausgezeichnetes Nährwertprofil hat und es anderen Lebensmitteln, beispielsweise aus der Kategorie "B", vorzuziehen ist. Es stellt sich nun die Frage, wie diese Einstufung zustande kommt. Das Ergebnis beruht lediglich auf der Tatsache, dass die höhere Gewichtung des "günstigen" Inhaltsstoffs Apfel (Anteil: 94 %), die Gewichtung des "ungünstigen" Inhaltsstoffs Zucker übersteigt. 

Aus diesen Ausführungen lässt sich wohl deutlich erkennen, dass die Rechenmethodik in diesem Fall ungeeignet ist und die Kategorisierung des Nutri-Scores meines Erachtens eine nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende Beurteilung über die Inhaltsstoffe des Produkts anstellt. Die Berechnungsmethode des Nutri-Scores müsste meiner Meinung nach grundlegend überdacht werde, denn er kommt seinem Zweck der Aufklärungsarbeit in dem dargestellten Fall nicht nach. […]

Antwort    

Der Nutri-Score soll die Beurteilung von Lebensmitteln im Hinblick auf ihre Nährwerte erleichtern. Er gibt nur eine grobe Bewertung in fünf Stufen „A“ bis „E“ an. Wie Sie selbst schreiben, wirkt sich ein hoher Obstgehalt positiv auf die Bewertung aus und kann einen erhöhten Zuckergehalt ausgleichen. Das ist auch aus Sicht von Lebensmittelklarheit ungünstig. Allerdings wird eine vereinfachte Nährwertkennzeichnung nie alle Lebensmittel sinnvoll bewerten können.  

Die farbliche Kennzeichnung Nutri-Score beruht auf einem nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelten Bewertungsschema. Auf der einen Seite werden die Nährwerte Energie, gesättigte Fettsäuren, Salz und Zucker berücksichtigt, die negative Eigenschaften auf die Gesundheit haben können. Die Ballaststoffe, der Eiweißgehalt sowie der Anteil an Obst, Gemüse und Nüssen fließen als positive Faktoren in die Bewertung ein.

Für das gezuckerte Apfelmus bedeutet das:

Der hohe Obstgehalt wirkt sich positiv auf die Bewertung aus und kann beim Apfelmus bis zu 5 Punkte bringen. Negativ wirkt sich hingegen der Zuckeranteil aus. Bei gezuckerten Produkten mit einem sehr hohen Obstanteil wie dem Apfelmus ergibt sich dennoch ein Nutri-Score A. Das ist auch aus Sicht von Lebensmittelklarheit ungünstig.  

Der Algorithmus für den Nutri-Score wurde inzwischen von einem wissenschaftlichen Gremium überarbeitet. Unter anderem wird ein hoher Zuckergehalt zu einer stärkeren Abwertung von bis zu 15 Punkten führen. Gezuckerte Produkte werden es in Zukunft schwerer haben, eine Bewertung mit dem Nutri-Score A zu erhalten. Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft werden Unternehmen in Deutschland den weiterentwickelten Algorithmus ab dem 31. Dezember 2023 zur Kennzeichnung ihrer Lebensmittel nutzen können. Unternehmen, die bereits zur Verwendung des Nutri-Score registriert sind, haben zwei Jahre Zeit, um die neuen Bedingungen des Nutri-Score umzusetzen. 

Aus Sicht von Lebensmittelklarheit ist die Überarbeitung des Nutri-Score-Algorithmus‘ zu begrüßen. Auch die neue Berechnung verhindert allerdings nicht, dass gezuckertes Konservenobst wie Apfelmus die Bewertung A bekommt. Das sehen wir nach wie vor kritisch. Allerdings wird eine vereinfachte Nährwertkennzeichnung nie alle Lebensmittel sinnvoll bewerten können. Generell ist der Nutri-Score aus unserer Sicht eine Hilfe für Verbraucher:innen, die wenig Zeit oder Interesse haben, sich mit der Nährwerttabelle zu befassen. Er bietet die Möglichkeit, ähnliche Produkte zu vergleichen und bereits auf den ersten Blick eine Tendenz zu erkennen, welches Lebensmittel gesundheitlich zu bevorzugen ist.