Informationen über Transportwege und Lagerhaltung
Frage
Ich wünsche mir als Verbraucherin Informationen über den Transportweg (Schiff, Flugzeug) und Lagerhaltung (Freiland. klimatisiertes Lagerhaus oder aus Gewächshaus) neben den Angaben zu Herkunftsland, damit ich besser entscheiden kann, ob ich zum Beispiel im Winter besser die Äpfel kaufe, die mit dem Schiff aus Neuseeland kommen oder regional aus dem klimatisierten Lagerhaus. Gibt es dazu Pläne bei den neuen Verbraucherinformationen?
Antwort
Informationen über Transportwege oder Lagerhaltung von Lebensmitteln gibt es derzeit nur vereinzelt auf freiwilliger Basis. Sie können ohnehin nur begrenzt Informationen über die Nachhaltigkeit eines Lebensmittels geben.
Klima- und Nachhaltigkeitslabel werden derzeit viel diskutiert, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Bislang gibt es im Lebensmittelbereich verschiedene Siegel, die von privaten Unternehmen oder Initiativen entwickelt wurden, aber überwiegend wenig Orientierung bieten. Die Entwicklung eines einheitlichen Labels ist komplex, da die Umweltauswirkungen insbesondere bei zusammengesetzten Lebensmitteln vielfältig und variabel sind. Die unterschiedlichen Umweltauswirkungen wie Energieaufwand bei der Produktion, Treibgasemissionen bei Produktion und Transport, Abfall, Wasserverbrauch und ähnliches lassen sich nur schwer miteinander verrechnen. Dennoch gibt es verschiedene Ansätze, ein einheitliches und verpflichtendes Siegel zu entwickeln:
In Frankreich und vereinzelt auch in Deutschland wird derzeit der Eco-Score getestet. Die Grundlage für den Score bilden Ökobilanzen (Life Circle Analysis =LCA), die aus der französischen Datenbank „Agribalyse“ stammen. Sie sollen für verschiedene Lebensmittelkategorien die Auswirkungen auf die Umwelt ermitteln, unter anderem deren Energie- und Ressourcenverbrauch, CO2-Ausstoß und Luft- und Wasserverschmutzung. Zusätzlich fließen für die Bewertung eines konkreten Lebensmittels weitere Faktoren in die Berechnung mit ein, beispielsweise Anbaumethode, Transportwege der Zutaten und Art der Verpackung. Ähnlich wie der Nutri-Score ergibt das Ergebnis der komplexen Berechnung einen farblichen Eco-Score von A (grün = geringe Auswirkungen auf die Umwelt) bis E (rot = starke Auswirkungen auf die Umwelt).
In Deutschland hat ein Beratergremium des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Jahr 2020 dazu geraten, ein Klimalabel auf Basis von produktspezifischen Standardwerten und ergänzenden firmenspezifischen Werten einzuführen. Das Gremium hat zudem empfohlen, eine Verpflichtung zur Angabe des Klimalabels bei Lebensmitteln zu prüfen und sich auf EU-Ebene für eine EU-weite verpflichtende Einführung eines Klimalabels einzusetzen. Das BMEL plant keinen deutschen Alleingang beim Nachhaltigkeitslabel, sondern will auf die Pläne der Europäischen Kommission warten.
Auf europäischer Ebene hat die Europäische Kommission angekündigt, bis 2024 einen Rahmen für die Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln vorzulegen. Derzeit prüft sie im Zuge der Initiative „Nachhaltiges EU-Lebensmittelsystem“ die allgemeinen Grundsätze, Ziele und Anforderungen für eine solche Nachhaltigkeitskennzeichnung.
Aus Sicht von Lebensmittelklarheit ist die Entwicklung eines einheitlichen und gesetzlich geregelten Klimalabels auf wissenschaftlicher Grundlage dringend notwendig, um Verbraucher:innen, die beim Einkauf Wert auf nachhaltig erzeugte Lebensmittel legen, eine Orientierung zu geben.
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Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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