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Kakaokekse aus Deutschland?

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Kakaokekse aus Deutschland?

Frage

Ich habe Kakao- und Zitronen-Kekse mit dem Hinweis "Made in Germany" gekauft. Sie wurden in Deutschland hergestellt (deutsche Hersteller-Adresse). Ich glaube aber nicht, dass der Kakao aus Deutschland kommt, das Zitronen-Aroma vielleicht schon.

Antwort

Die Angabe „hergestellt in“ oder „made in“ gibt Auskunft darüber, in welchem Land das Lebensmittel hergestellt wurde. Sie bedeutet nicht, dass sämtliche Zutaten aus Deutschland stammen. Bei den wesentlichen Zutaten muss allerdings gekennzeichnet sein, wenn sie nicht aus dem angegebenen Land kommen.

Seit April 2020 gibt es eine Verordnung zur Angabe des Ursprungslandes für sogenannten primäre Zutaten. Das sind Zutaten, die mehr als 50 Prozent des Lebensmittels ausmachen, aber auch solche, die das Lebensmittel charakterisieren oder besonders hervorgehoben sind. Bei den von Ihnen genannten Keksen wären die Primärzutaten beispielweise das Mehl und die geschmacksgebenden Zutaten wie Kakao.

Anbieter müssen nur dann eine Herkunftsangabe für die primären Zutaten aufführen, wenn für das Lebensmittel eine Herkunftsangabe gemacht wurde, die mit dem Ursprungsland der primären Zutaten nicht übereinstimmt. Dabei genügt aber der Hinweis, dass die primären Zutat(en) nicht aus dem Herkunftsort des Lebensmittels stammen.

Im Fall der von Ihnen genannten Kakokekse ist nach unserer Rechtsauffassung der Kakao eine primäre Zutat. Somit müsste der Anbieter darauf hinweisen, dass der Kakao nicht aus Deutschland stammt, oder das Ursprungsland des Kakaos nennen. Auch die Angaben „EU“, „Nicht-EU“ oder „EU und nicht-EU“ sind zulässig. Die Angabe muss im selben Sichtfeld wie die Herkunftsangabe erscheinen und die Schriftgröße muss mindestens 75 Prozent von der Angabe „Made in Germany“ betragen.

Bei den Zitronenkeksen wird es aus unserer Sicht schwieriger. Das Zitronenaroma ist – häufig alleine – für den Geschmack der Kekse verantwortlich und somit eine charakteristische Zutat. Trotzdem würden wir Aromen grundsätzlich nicht als primäre Zutaten ansehen. Viele Aromen stammen gar nicht aus Lebensmitteln, sondern werden beispielweise mikrobiell hergestellt. Und auch bei „natürlichem Zitronenaroma“ haben wir Zweifel, ob es im Sinne des Gesetzgebers ist, hier den Hinweis zur Herkunft der Zitronen zu fordern. 

Die Verordnung ist noch relativ neu und die Gerichtsverfahren dazu werden nach und nach zeigen, wie die Vorschrift genau anzuwenden ist.

Hinweis: Unsere Kurzmeldungen geben grundsätzlich den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Sie werden in der Regel nicht aktualisiert.

Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
luxburg@leichtzulesen.org,
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Der Text wurde geprüft durch die Prüflesegruppe:
Menschen mit Lernschwierigkeiten Zentrum Leichte Sprache Allgäu,
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Kiwi
06.01.2021 - 11:05

Wir bekommen noch amerikanische Zustände hier... Selbstständig denkende Verbraucher*innen? Gesunder Menschenverstand? Scheint bei manchen Menschen nicht vorhanden zu sein. Ihre Mission Verbrauchertäuschung anzuprangern ist wichtig und richtig, aber meiner Meinung nach muss auch an manchen Stellen auch darauf hingewiesen werden, dass es Dinge gibt, die man sich als mündige*r Verbraucher*in selbst erklären kann.

Als Verbraucherin käme ich bei Keksen nicht auf die Idee, dass alle Zutaten aus Deutschland stammen, wenn "Made in Germany" darauf steht. Für mich ist dadurch vollkommen klar, dass die Kekse in Deutschland hergestellt (Teig gemischt, gebacken und verpackt) werden. Wenn ein Etikett erklärt, dass der Kakao aber nicht aus Deutschland kommt, käme ich mir sogar veralbert vor.

Bei einem Monoprodukt sähe auch ich die Sache wesentlich kritischer, z.B. bei einem Kakaopulver. Hier würde ich mich über die Angabe "Made in Germany" wundern, dann aber vermuten dass relevante Arbeitsschritte wie Mahlen in Deutschland stattfinden. Dass der Kakao aus Deutschland kommt, käme mir auch dann nicht in den Sinn.

Ich warte auf den Tag, an dem sich jemand auf dieser Webseite beklagt dass ihm/ihr von einem bekannten Energy-Drink keine Flügel gewachsen sind...

H. Specter
05.01.2021 - 11:27

Leider geht die Rechtsauffassung der Verbraucherzentrale fehl, denn "hergestellt in" oder "made in" hat nichts damit zu tun, welchen landwirtschaftlichen Ursprung einzelne Zutaten haben; so werden derartige Aussagen von durchschnittlich informierten Verbrauchern auch nicht verstanden. Es handelt sich insoweit nicht um eine Auslobung, die die Pflicht zur Herkunftskennzeichnung der Primärzutat auslöst. Anders könnte in dem geschilderten Fall nur dann entschieden werden, wenn der Hersteller sein Produkt "Deutsche Kakaokekse" genannt hätte.
Für die Frage, welchen Ursprung eine Zutat hat, ist nach der LMIV im übrigen auch das Zollrecht entscheidend, und danach kann eine Verarbeitung eines Rohstoffs auch ursprungsbegründend sein. Wird aus dem Kakao z.B. in Belgien eine Schokolade hergestellt, ist es eine "belgische Schokolade", ganz gleich, wo der Kakao herkommt.

Redaktion Lebensmittelklarheit
05.01.2021 - 14:53

Bei unserer Einschätzung, welche Angaben als Herkunftsangaben im Sinne des Art. 26 Abs. 3 LMIV zu verstehen sind und daher eine Verpflichtung zur Kennzeichnung der Primärzutaten auslösen, haben wir uns an der Auffassung der EU-Kommission orientiert. Diese geht laut einer Bekanntmachung vom 31.01.2020 davon aus, dass Verbraucher Angaben wie „made in“, hergestellt in“ oder „Erzeugnis aus“ als Angabe des Ursprungslandes oder Herkunftsortes des Lebensmittels verstehen. Solche Angaben sollten daher laut Kommission grundsätzlich als Angabe des Ursprungslands oder Herkunftsorts des Lebensmittels verstanden werden.

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