Nutri-Score bei einem Trockenprodukt

Frage

Bei einem „Fix-Produkt“, also einer fertigen Gewürzmischung für ein Nudelgericht, bezieht sich der Nutri-Score auf 100 Gramm zubereitetes Gericht, die Nährwerte auf der Rückseite ebenfalls (hier zusätzlich auch auf eine zubereitete Portion von 230 Gramm). Auf den ersten Blick wirken diese Werte ganz in Ordnung. Nirgendwo sind die Nährwertangaben für das reine Trockenprodukt – ohne Zugabe von Nudeln, Öl, Fleisch und Gemüse – zu finden, lediglich der Hinweis, dass ein Beutel drei Portionen ergibt. Da eine Portion 7,7 Gramm Zucker enthält würde das auf die gesamte Packung 23,1 Gramm Zucker ergeben – von insgesamt 26 Gramm. Das sind fast 90 Prozent Zucker. Von den selbst hinzugefügten Zutaten kann so viel Zucker nicht kommen. Zucker steht bei den Zutaten der Gewürzmischung auch an erster Stelle.

Dass die Nährwerte so berechnet werden, ist sicher keine neue Masche, aber dass dann auch beim Nutri-Score nur das zubereitete Gericht herangezogen und ein "grünes B" für eine Zucker-Gewürzmischung vergeben wird, darf m. E. nicht sein.
Der Score soll doch eigentlich eine Hilfe für Verbraucher:innen sein, und nicht für den Hersteller.

Selbstverständlich "verteilt" sich so eine Gewürzmischung im Gericht und Nährwerte für das fertige Essen sind durchaus hilfreich, aber es sollten nicht ausschließlich diese angegeben werden.

Antwort

Tatsächlich gibt es laut der Lebensmittelinformationsverordnung die Möglichkeit, die Nährwerte auf das zubereitete Produkt zu beziehen. Voraussetzung ist, dass auf der Verpackung ausreichend genaue Angaben zur Zubereitung stehen. In diesem Fall darf sich auch der Nutri-Score auf das zubereitete Produkt beziehen. Für Erzeugnisse wie Trockensuppen empfiehlt die Markeninhaberin des Nutri-Score diese Angabe sogar. 

Alternativ können Unternehmen die Nährwerte ausschließlich für das Trockenprodukt angeben. Ebenso ist es möglich, freiwillig Angaben zu beiden Varianten zu machen. Errechnet die Anbieterfirma den Nutri-Score für das zubereitete Lebensmittel, muss sie darauf direkt beim Nutri-Score oder bei der Nährwerttabelle hinweisen.

Aus Sicht von Lebensmittelklarheit gibt es keine einfache Lösung für diese Problematik. Beide Varianten – sowohl die Angabe der Nährwerte bezogen auf das Trockenprodukt als auch die Angabe der Nährwerte bezogen auf das zubereitete Produkt – haben ihre Schwächen. Am verbraucherfreundlichsten aus unserer Sicht ist es, wenn beide Angaben auf der Verpackung stehen. So können Personen, die sich genau an die Vorgaben halten, leicht die Nährwerte des zubereiteten Lebensmittels erkennen. Aber auch Verbraucher:innen, die die Zubereitungsempfehlung abwandeln möchten, können mit den Angaben für das Trockenprodukt die Nährwerte mit denen von ähnlichen Erzeugnissen vergleichen. Ob es Verbraucher:innen als hilfreich ansehen, wenn auch zwei verschiedene Nutri-Scores auf der Verpackung stehen, muss durch Verbraucherbefragungen erforscht werden. Bezieht sich der abgebildete Nutri-Score nur auf das fertig zubereitete Produkt, sollte in unmittelbarer Nähe ein entsprechender Hinweis stehen.