Was ist Essigessenz, naturvergoren?
Frage
Ich frage mich, worin der Unterschied zwischen herkömmlicher Essigessenzen und Essigessenzen "naturvergoren, biologisch gewonnen"? Warum werden diese nicht biozertifiziert?
Antwort
Essigessenz wird laut Essigverordnung aus reiner Essigsäure hergestellt, die mit Wasser verdünnt wird. Sie enthält zwischen 15,5 und 25 Prozent Essigsäure.
Die dafür benötigte Essigsäure kann auf unterschiedliche Weise und aus verschiedenen Rohstoffen gewonnen werden: Chemisch, durch Holzdestillation und durch Konzentrationsverfahren von Gärungsessig.
Die Angaben „naturvergoren“ oder „biologisch gewonnen“ sollen offenbar auf den Herstellungsprozess der Essigsäure hinweisen, die für die Essigessenz verwendet wurde. Die Aussage „biologisch gewonnen“ ist nicht mit einem Bio-Lebensmittel entsprechend der EU-Öko-Verordnung zu verwechseln.
Aus Sicht von Lebensmittelklarheit bergen beide Angaben ein Täuschungspotenzial. Eine Verwechslung mit einem Produkt aus ökologischem Landbau ist aus unserer Sicht unbedingt zu vermeiden. Beide Angaben können als Hinweise auf eine gehobene Qualität oder eine besonders natürliche Zusammensetzung verstanden werden. Tatsächlich ist Essigessenz aber eine verdünnte reine Essigsäure, deren Qualität und Zusammensetzung nicht davon abhängt, aus welcher Quelle die Essigsäure stammt.
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Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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Kommentare
Die Behauptung von Lebensmittelklarheit, Hinweise auf die natürliche Gewinnung der Säure seien unberechtigt oder irrelevant, können wir nicht teilen. Aus Sicht der Hersteller von Gärungsessig ist die Frage nach der Säuregewinnung durchaus relevant und spielt auch für die Eigenschaften des Enderzeugnisses eine Rolle. Seit Essigsäure auch synthetisch ohne Beteiligung von Essigsäurebakterien hergestellt werden kann, also seit weit mehr als 100 Jahren, ist es legitimes Interesse der Hersteller von Gärungsessig, ihr im Wege der natürlichen Essigsäuregärung gewonnenes Produkt von synthetisch hergestellter Essigsäure abzugrenzen. Der Hinweis darauf, dass es sich um naturvergorenen Essig handelt oder dass die Säure biologisch gewonnen wurde, ist seit vielen Jahrzehnten üblich und wurde von den Behörden der amtlichen Lebensmittelüberwachung (auch nach dem Inkrafttreten des Bio-Rechts in den 1990er Jahren) nicht in Frage gestellt. Ein grundsätzliches Irreführungspotenzial sehen wir nicht, da nicht der Essig insgesamt als „Bio“ bezeichnet wird, sondern es sich um eine auf die Säuregewinnung bezogene Angabe handelt. Wir halten dies für eine verbraucherrelevante Information.
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