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Erythrit: Eine „natürliche“ Alternative zu Zucker?

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Erythrit: Eine „natürliche“ Alternative zu Zucker?

Alternative Süßungsmittel zu Zucker liegen im Trend und werden häufig als besonders natürlich beworben. Unternehmen beschreiben Erythrit beispielsweise als „kalorienfrei“ oder „natursüß“. Zudem soll er – im Unterschied zu Haushaltszucker – zahnschonend und für Diabetiker:innen geeignet sein. 

Erythrit kommt in verschiedenen Früchten, Pilzen und auch Käse vor. Die Mengen sind aber zu gering, um ihn daraus industriell gewinnen zu können. Daher wird der Stoff biotechnologisch aus Kohlenhydraten wie Glucose oder Saccharose hergestellt. Die Zucker werden dabei mit Hilfe von Pilzen und Hefe in mehreren Schritten in Erythrit umgewandelt. 

Dieses wird zwar vom Körper aufgenommen, aber nicht verstoffwechselt, sondern über die Niere ausgeschieden. Es hat keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und ist mit 0,2 Kilokalorien pro Gramm fast kalorienfrei. Durch den mehrstufigen Herstellungsprozess ist das Süßungsmittel nicht natürlicher als Zucker oder andere Zuckeraustauschstoffe. 

Zugelassen als Zusatzstoff E 968

Rechtlich gesehen zählt Erythrit zu den Zuckeraustauschstoffen und ist als Zusatzstoff E 968 zugelassen. Das bedeutet, er darf nur in bestimmten Lebensmitteln verwendet werden. Dies sind unter anderem: 

  • Tafelsüße
  • kalorienreduzierte und Produkte ohne Zuckerzusatz, z.B. Desserts, Süßwaren, Milchprodukte, feine Backwaren, Kakao- und Schokoladenprodukte, Konfitüren und Brotaufstriche
  • zuckerfreie Kaugummis
  • Soßen
  • Senf

Lebensmittel, die Erythrit enthalten, müssen den Hinweis „mit Süßungsmittel(n)“ tragen. Enthält ein Lebensmittel Zucker und Erythrit, muss auf dem Etikett stehen: „mit Zucker(n) und Süßungsmittel(n)“. Sind im Lebensmittel mehr als zehn Prozent Erythrit, muss auf dem Produkt „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ stehen.

Gesundheitsbezogene Angaben sind streng geregelt

„Gesünder als Zucker“ oder „pflegt die Zähne“: Einige Unternehmen werben auch mit vermeintlichen gesundheitlichen Vorteilen ihrer Produkte.  Gesundheitsbezogene Angaben dürfen bei Lebensmitteln allerdings nur dann gemacht werden, wenn sie entsprechend der „Health-Claims-Verordnung“ zugelassen wurden. Das soll Verbraucher:innen EU-weit vor irreführenden und wissenschaftlich nicht belegten Angaben schützen. 

Erlaubt sind für Erythrit die Sätze 

  • „Der Verzehr von Lebensmitteln/Getränken, die anstelle von Zucker Erythrit enthalten, trägt zur Erhaltung der Zahnmineralisierung bei.“ und
  • „Der Verzehr von Lebensmitteln/Getränken, die anstelle von Zucker Erythrit enthalten, bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel nach ihrem Verzehr weniger stark ansteigt als beim Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln/Getränken

Die Werbung einiger Produkte mit Erythrit erweckt den Eindruck, dass es sich um besonders natürliche und gesunde Erzeugnisse handelt. Tatsächlich werden als Ausgangssubstanzen bekannte Zuckerarten genutzt und daraus industriell Erythrit hergestellt. Der Zuckeraustauschstoff ist daher aus unserer Sicht nicht natürlicher als Zucker oder andere Süßungsmittel wie Sorbit oder Isomalt.

Hinweis: Unsere Kurzmeldungen geben grundsätzlich den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Sie werden in der Regel nicht aktualisiert.

Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
luxburg@leichtzulesen.org,
www.leichtzulesen.org
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Der Text wurde geprüft durch die Prüflesegruppe:
Menschen mit Lernschwierigkeiten Zentrum Leichte Sprache Allgäu,
https://www.kjf-augsburg.de/angebote-leistungen/weitere-angebote/zentrum-leichte-sprache/

 

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Durchschnitt: 3.6 (40 Stimmen)
Maren Orlowski
23.10.2023 - 13:58

Sehr geehrte Damen und Herren,
vielen Dank für die ausführlichen und unterscheidenden Informationen für den Verbraucher. Auch die Hinweise auf zugelassene und unzulässige Werbungsaussagen hilft beim Produktvergleich.
Ich werde Ihren Newsletter bestellen, um mich aus gesundheitlichen Anlässen innerhalb des Lebensmittelsortiments besser orientieren zu können! Mit freundlichen grüßen Maren Orlowski

Junit
12.03.2020 - 07:39

Es ist doch vollkommen logisch, dass ein Hefeteig mit Erythrit nicht gelingt. Hefe benötigt Mono- oder Disaccharide für ihren Stoffwechsel - wozu Erythrit als ZuckerAUSTAUSCHSTOFF (steht sogar im Namen!) verständlicherweise nicht gehört. Ohne Futter arbeitet die Hefe also nicht, der Teig geht nicht auf.
Beim Karamellisieren schmilzt der Zucker und dabei entstehen oxidierte und kondensierte Reaktionsprodukte des ZUCKERs (sehr komplexe und noch nicht ganz aufgeklärte Reaktionen). Ohne Zucker kein Karamell - Überraschung.

Dr. Diether Strauß
23.12.2019 - 13:02

Erythrit verursacht bei sparsamer Verwendung keinen Durchfall. Es ist für Diabetiker ein guter Ersatz um KH Einheiten einzusparen. Leider wird in den Packungen des Handels nicht auf küchentechnische Besonderheiten hingewiesen. Mit Erythrit geht kein Hefeteig richtig, es karamellisiert nicht.
Letzteres kann man durch Zumischen von Sacharose oder Fructose ausgleichen.

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