Der „Rügener Badejunge“ kommt nicht mehr aus Rügen
Zusammenfassung
Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem Scheibenkäse mit dem Schriftzug „Rügener Badejunge“ um ein regionales Produkt zu handeln. Wahrnehmbar ist ein Hinweis rechts unten, der die Konsistenz des Produktes betrifft. Dass in diesem Feld eine relevante Information zu Herkunft Frankreich steht, ist dagegen leicht zu übersehen.
Der Anbieter sollte auf der Schauseite eindeutig und gut lesbar über den tatsächlichen Herstellungsort des Käses informieren.
Beschwerde
Rügener Badejunge wird mit „hergestellt in Frankreich“ und „verpackt für eine Käserei in Thüringen" beworben. Die Käserei auf Rügen ist geschlossen und es wird damit geworben.
Das ist Betrug!
Verbraucherin aus München vom 24.04.2024
Einschätzung der Verbraucherzentrale
Der kaum wahrnehmbare Hinweis „Hergestellt in Frankreich“ reicht nicht aus um die vermeintliche Herkunft Rügen zu korrigieren.
Darum geht’s:
Der Schriftzug „Rügener Badejunge“, die Abbildung links davon und die Gesamtgestaltung der Schauseite mit Sonne und Vögeln erinnert an Urlaub am Meer. Auf dem Icon unten rechts ist der Schriftzug „Cremige Rezeptur“ lesbar. Deutlich kleiner und unterbrochen dargestellt, steht „Hergestellt in Frankreich“.
Auf der Rückseite stehen die Pflichtangaben und dazwischen die Angaben zur Herstellung in Frankreich. Des Weiteren steht dort: „Aufgeschnitten und verpackt in Deutschland für: Käserei Altenburger Land“. Diese hat ihren Sitz in Thüringen. Das Identitätskennzeichen enthält die Abkürzung für Bayern (BY).
Das ist geregelt:
Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Herkunft. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV).
Nach der Verordnung ist die Angabe des Herkunftsorts verpflichtend, falls ohne diese Angabe eine Irreführung der Verbraucher:innen über die Herkunft des Lebensmittels möglich wäre.
So sieht’s die Verbraucherzentrale:
Weit gereist statt kurze Wege: Dass der Käse nicht auf Rügen, sondern in Frankreich produziert wird, sollte auf einen Blick deutlich werden. Der vorhandene Hinweis ist zu klein und kaum wahrnehmbar im Vergleich zum Schriftzug „Rügener“ und den Abbildungen, die ein regionales Produkt der Urlaubsinsel vermitteln. Nur wer sich noch intensiver mit den Angaben auf der Rückseite beschäftigt, erfährt, dass der Käse aus Frankreich noch eine weitere Station hat: Bayern.
Fazit:
Der Anbieter sollte auf der Schauseite eindeutig und gut lesbar über den tatsächlichen Herstellungsort des Käses informieren.
Stellungnahme der Rotkäppchen Peter Jülich GmbH& Co. KG, Dortmund
Kurzfassung, erstellt von Lebensmittelklarheit:
Die Firma teilt mit, dass auf Rügen seit 2019 keine Käseproduktion mehr stattfindet. Um die Traditionsmarke zu erhalten, werde nach Original-Rezeptur in der firmeneigenen Käserei Altenburger Land in Thüringen produziert.
Der „Rügener Badejunge feine Scheiben“ komme aus einer Partnerkäserei und der Herstellungsort stehe auf dem Etikett. Der Käse werde in Bayern aufgeschnitten und verpackt und trägt daher das Genusstauglichkeitszeichen „BY“.