Das ärgert beim Einkauf:

Metzgerei Esser, Flyer „#Tierwohlweitergedacht“

Viele Schlagworte, aber wenig konkrete und überprüfbare Aussagen zu Tierwohl und artgerechter Haltung stehen im Flyer.
getaeuscht

Die Werbung für „regionale Strohschweine“ und „Wurst aus 100 % Strohschwein“ 
weckt die Erwartung an Fleischerzeugnisse aus einer Tierhaltung, die ein vergleichsweise deutlich besseres Tierwohl gewährleistet. Aussagekräftige und nachvollziehbare Informationen zu den Werbeaussagen stellt die Metzgerei Esser in Ihren Flyern allerdings kaum zur Verfügung. Diese sollen Verbraucher:innen auf Nachfrage beim Einkauf vor Ort erhalten.
Die Metzgerei Esser sollte nicht nur mit Schlagworten wie „nachhaltiger Strohhaltung“ „mehr Aussenklima + mehr Platz+ kurze Transportwege“ werben. Für Kund:innen muss transparent sein, welche konkreten Eigenschaften dahinter stehen und für welche Produkte die Werbung gilt. 

Das Produkt wirbt mit mehr Tierwohl. In dem zweiseitigen Flyer „#tierwohlweiterge-dacht – regionale Stroh-Schweine“ ist jedoch nichts zu den Hintergründen zu erfah-ren, keine Begründung oder Zertifikate wie das gesteigerte Tierwohl aussieht. Der Flyer hat null Aussagekraft. […].
Ich finde, dass dies Täuschung ist, denn man denkt durch den Kauf der Produkte, die nachhaltige und bessere Tierhaltung zu fördern.
Auf der Webseite der Metzgerei ist nichts Untermauerndes zu finden. Die Aussage auf dem Flyer zum Thema Regionalität lautet: „Wir sind in der Lage unsere Landwirte schnell und oft zu besuchen, miteinander zu sprechen und die Tiere zu sehen.“ Dies ist jedoch kein Nachweis für gesteigertes Tierwohl.
Verbraucherin aus Königswinter vom 10.10.2021

Einschätzung der Verbraucherzentrale

Die Metzgerei Esser bewirbt in ihrer Kundeninformation, dass die angebotenen Fleischerzeugnisse deutlich mehr Tierwohl gewährleisten. Eine nachvollziehbare Erläuterung, wodurch das Tierwohl genau erreicht wird oder sich vom Tierwohl-Siegel unterscheidet, erhalten die Interessierten jedoch nicht. Dies sollte jedoch in den Flyern deutlich werden.

Darum geht’s:

Der Anbieter „Esser – die nachhaltige Metzgerei“ wirbt in seinen Flyern „#Tierwohlweitergedacht“ für das „regionale Strohschwein“ mit den „3 Pluspunkten für unsere Schweine aus nachhaltiger Strohhaltung: + mehr Aussenklima + mehr Platz + kurze Transportwege“. Die Titelseiten der Flyer zeigen jeweils ein Schwein im Stroh. 
Der zweiseitiger Flyer enthält weitere Aussagen wie:
•    Wurst aus 100% Stroh-Schwein
•    Unsere Strohschwein-Landwirte: Mit unseren Landwirten arbeiten wir sehr eng zusammen. Hier in unserer Region sind wir in der Lage, unsere Landwirte schnell und oft zu besuchen, miteinander zu sprechen und die Tiere zu sehen. 
Ein vierseitiger Flyer titelt mit „Frag nach … Wie Tierwohl sich unterscheidet?!“:
•    Die Doppelseite „Fragen Sie mal gezielt in Ihrem Lebensmittelgeschäft nach…“ enthält vier Fragen, die mit wenigen Sätzen beantwortet werden. Auf die Frage nach der Haltung der Tiere steht: „Unsere Tiere wachsen zum Beispiel auf Stroh auf – mit mehr Platz, viel frischer Luft und viel Tageslicht. Sie bekommen regionales & natürliches Futter und wachsen dadurch wieder langsamer und gesünder auf – das schmeckt man auch“. 
Die Webseite der Metzgerei wurst-esser.de hält keine weiterführenden Informationen vor. 

Das ist geregelt:

Die Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) regelt grundsätzlich, dass Informationen über Lebensmittel nicht täuschen dürfen, insbesondere in Bezug auf die Eigenschaften eines Lebensmittels.
Die Anforderungen an die Haltung von Schweinen sowie Kälbern, Hühnern und Kaninchen legt die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung fest.

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Die Begriffe „Tierwohl“ und „artgerechte Haltung“ sind rechtlich nicht definiert. Im Allgemeinen meint „Tierwohl“ eine Tierhaltung, die sich an den Bedürfnissen der Tiere orientiert. Dazu gehören beispielsweise das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen und Gesundheit. Um natürliche Verhaltensweisen ausleben zu können, ist beispielsweise ausreichend Platz und Auslauf erforderlich. Bislang fehlen konkrete Vorgaben für die Eigenschaft „Tierwohl“. Es ist daher aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar und überprüfbar, inwieweit die Metzgerei Esser tatsächlich das beworbene „Tierwohl“ erreicht. Aussagen wie „viel frische Luft und viel Tageslicht“, „mehr Platz“ oder „mehr Aussenklima“ sagen nichts darüber aus, ob und wie lange sich die Tiere außerhalb des Stalls frei bewegen können und wie dies zu bewerten ist.
Des Weiteren ist auch der Begriff „regional“ nicht gesetzlich definiert. Der Anbieter wirbt mit regionalen Partnern, kurzen Transportwegen und regionaler rheinischer Ackerbohne als Futter. Es bleibt allerdings unklar, ob alle zum Verkauf angebotenen Fleischerzeugnisse tatsächlich von den regionalen Landwirten stammen und wie hoch der Anteil an regionalen Futtermittel ist. Auch auf der Webseite wurst-esser.de fehlen hierzu klare Informationen.

Fazit:

Die Metzgerei Esser sollte nicht nur mit Schlagworten wie „nachhaltiger Strohhaltung“ „mehr Aussenklima + mehr Platz+ kurze Transportwege“ werben. Für Kund:innen muss transparent sein, welche konkreten Eigenschaften dahinter stehen und für welche Produkte die Werbung gilt. Anderenfalls sollte der Anbieter auf die Werbung mit diesen Merkmalen verzichten.

Stellungnahme der Metzgerei Esser, Erkelenz-Lövenich

Kurzfassung erstellt von der Verbraucherzentrale

Es ist beabsichtigt nicht noch mehr Details zur Haltung zu liefern, die Kundeninfo trägt den Titel „Frag nach ...“. Sie soll die richtigen Fragen aufwerfen, damit der Kunde sie im Metzgerei-Fachgeschäft und im Einzelhandel stellen kann. Wir wollen zeigen, dass unsere Mitarbeiter Antworten im Geschäft liefern können und sich nicht wie die Konzerne hinter Siegeln und Werbetexten auf der Website verstecken. Es ist schade, dass wir so missverstanden werden.