So haben Hersteller reagiert:

Zuckergehalt bei Alete Trinkmahlzeit verringert

Änderung: Mit 10,8 Gramm Zucker liefert die Milch-Getreide-Mahlzeit nun weniger Zucker. Denn trotz Werbung mit bewusster Ernährung lag der Wert zuvor bei 15 Gramm Zucker.
Geändert

Eine Portion der Milch-Getreide-Mahlzeit „Alete bewusst“ enthielt mit 15 Gramm Zucker doppelt so viel Zucker wie herkömmliche Milch-Getreide-Breie im Glas. Hinweise wie „bewusst“ und „bewusste Ernährung leicht gemacht“ passen nicht zur Zusammensetzung der Trinkmahlzeit. Außerdem sollte der Hersteller die Zutat „Weizenmehl (teilweise aufgeschlossen)“ für Verbraucher:innen verständlich bezeichnen. 
Der Hersteller hat die Rezeptur überarbeitet und den Zuckergehalt der Trinkmahlzeit um fast 30 Prozent verringert.

Das Produkt „Alete Mahlzeit zum Trinken Keks“ enthält eine Portion mit 200 ml trinkfertiger Nahrung. In dieser sind gemäß der Deklaration der Nährwertangaben 15,7 g freier Zucker enthalten. Das Produkt wird ab dem 10. Lebensmonat zur Beifütterung empfohlen (1 Portion = 200 ml pro Tag). Dies entspricht einer Tagesaufnahme von etwa 16 g zugesetztem Zucker neben ggf. anderer Nahrung, der Zucker zugesetzt wurde. [Anm. der Redaktion: Der Zuckergehalt der vorliegenden „Milch-Getreide-Mahlzeit Keks“ von „Alete bewusst“ liegt bei 15 Gramm pro 200 Millilitern.] 
Die WHO empfiehlt dringend, dass Kinder unter zwei Jahren keinen freien Zucker mit ihrer Nahrung aufnehmen. Das Produkt verstößt in deutlicher Weise gegen die dringende Empfehlung der WHO und u. a. der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), eine Zufuhr von freiem Zucker bei Kindern unter 2 Jahren zu vermeiden.
Verbraucher aus Rheinbach vom 01.07.2021

Einschätzung der Verbraucherzentrale zur ursprünglichen Verpackung

Die Marke „Alete bewusst“ und die Werbeaussagen zu bewusster Ernährung lassen ein Lebensmittel erwarten, das den Ernährungsempfehlungen für Kleinkinder entspricht. Tatsächlich enthält das Produkt unerwartet viel Zucker, was nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist.

Darum geht’s:

Mit der Marke „Alete bewusst“ bewirbt der Anbieter die „Milch-Getreide-Mahlzeit Keks“ für Kleinkinder ab dem 10. Monat. Auf der Schauseite steht zudem der Hinweis „bewusst – als gelegentliche Alternative zu einem Brei“. Dazu folgen auf der Rückseite weitere Informationen wie „Alete. Macht bewusste Ernährung kinderleicht.“
Pro 100 Milliliter enthält die Mahlzeit 7,5 Gramm Zucker, die Portion mit 200 Milliliter 15 Gramm Zucker.
Die Zutatenliste besteht aus zahlreichen Zutaten, darunter zweimal „Zucker“. Entsprechend den Positionen im Zutatenverzeichnis kann der zugesetzte Zucker nur einen geringen Beitrag zum  Zuckergehalt liefern sein.
Bei der Zutat Weizenmehl folgt jeweils die Angabe „teilweise aufgeschlossen“. Herkömmliches Weizenmehl besteht zu etwa 75 Prozent aus Kohlenhydraten, im Wesentlichen aus Mehrfachzuckern und weniger als einem Prozent Zucker. Durch eine enzymatische Umwandlung, das „Aufschließen“ der Mehrfachzucker in Einfach- und Zweifachzucker, erhöht sich der Zuckeranteil im Weizenmehl. Somit liefert neben den Milcherzeugnissen und der geringen Menge zugesetztem Zucker das „teilweise aufgeschlossene“ Weizenmehl eine relevante Menge Zucker. 
Zum Vergleich: Der Zuckergehalt handelsüblicher verzehrfertiger Milch-Getreide-Breie liegt zwischen 2,8 und 3,7 Prozent. Gegenüber 7,5 Prozent Zucker in „Alete bewusst“ somit etwa die Hälfte weniger.

Das ist geregelt:

Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielweise über die Zusammensetzung. Dies ist ein wesentlicher Grundsatz der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV).
In der Beikost-Richtlinie sind ernährungsphysiologischen Anforderungen an die Grundzusammensetzung von Getreidebeikost für Säuglinge und Kleinkinder festgelegt. Zutaten wie Saccharose, Fructose, Glucose oder Honig dürfen nur in eingeschränkten Mengen zugesetzt werden. Der Höchstwert für Kohlenhydrate, die aus diesen Zutaten stammen, liegt für einfache Getreideprodukte sowie für Zwiebacke und Kekse bei 7,5 Gramm pro 100 Kilokalorien.

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Unter der Marke „Alete bewusst“ werden die meisten Menschen ein Lebensmittel erwarten, das den Ernährungsempfehlungen für Kleinkinder entspricht. Das ist hier nicht der Fall: Die Milch-Getreide-Mahlzeit enthält erhebliche Mengen Zucker – 15 Gramm pro Portion. Zudem versteckt die Firma den Zuckeranteil hinter der Zutat „Weizenmehl (teilweise aufgeschlossen)“. Dass diese Zutat den Zuckeranteil in der Mahlzeit erhöht und einen süßen Geschmack bewirkt, ist vermutlich den wenigsten Verbraucher:innen bekannt. Daher ist die Bezeichnung „Weizenmehl (teilweise aufgeschlossen)“ aus unserer Sicht nicht geeignet und auch als beschreibende Bezeichnung nicht verständlich.
Die Fachgesellschaften empfehlen für den Milch-Getreide-Brei reine Flocken möglichst in Form von Vollkorn und keinen Zuckerzusatz. Fertigbreie sollten in ihrer Zusammensetzung weitgehend einem selbst zubereiteten Brei entsprechen. Trinkbreie werden generell nicht empfohlen.
Somit passt dieser Brei nicht zu einer Aufmachung, die Gesundheit und eine ausgewogene Ernährung vermitteln.
Wenn mit einer bewussten Ernährung geworben wird, sollte das Produkt den Ernährungsempfehlungen weitgehend entsprechen. Beschreibende Bezeichnungen von Zutaten müssen allgemein verständlich sein. 

Fazit:

Der Anbieter sollte nicht mit „bewusster Ernährung“ für eine zuckerreiche Milch-Getreide-Mahlzeit werben. Außerdem sollte der Hersteller die Zutat „Weizenmehl (teilweise aufgeschlossen)“ für Verbraucher:innen verständlich bezeichnen.

Stellungnahme der DMK Deutsches Milchkontor GmbH, Bremen

Kurzfassung:

Das Produkt „Alete bewusst Milch-Getreide-Mahlzeit Keks“ enthält einen geringen Zuckerzusatz von 2 Prozent pro Portion. Der hier genannte Gesamtzuckergehalt entspricht nicht dem Gehalt an freien Zuckern, sondern setzt sich aus den enthaltenen Zuckern der eingesetzten Rohstoffe und dem zugesetzten Zucker zusammen. Die Produkte entsprechen damit den Vorgaben der Deutschen Diätverordnung. In einer Rezeptoptimierung wurde der Zuckergehalt um 28 Prozent reduziert.

Ergebnis

Inzwischen ist das Produkt mit fast 30 Prozent reduziertem Zuckergehalt im Handel.
Insgesamt entspricht das Produkt nicht den Ernährungsempfehlungen. Trotz der Zuckerreduktion liegt der Zuckergehalt nach wie vor vergleichsweise hoch.