Nussanteil in Oblatenlebkuchen

Frage

Ein Hersteller verweist auf seiner Internetseite auf die deutschen Leitsätze für Feine Backwaren, wonach „feine“ Oblaten-Lebkuchen mindestens 14 Prozent Ölsamen in der Lebkuchenmasse enthalten müssen. Zusätzlich ist angegeben: „Im Hause XY erhalten sie nur die hochwertigeren Feinen Oblaten-Lebkuchen.“ Im Zutatenverzeichnis sind dann aber hinter Zucker und Weizenmehl nur 11 Prozent Ölsamen aufgeführt und in Klammern Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln und Cashewkerne. Weitere Zutaten sind unter anderem Schokolade, Persipan, Gewürze sowie verschiedene Zusatzstoffe.

Dürfen Lebkuchen denn „Feine Nürnberger Oblaten-Lebkuchen“ heißen, wenn sie nur 11 Prozent Ölsamen enthalten?

Antwort

Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ob die Vorgaben der Leitsätze bei dem Produkt erfüllt sind – und damit der Name zum Produkt passt – lässt sich nur grob abschätzen. Beispielsweise besteht Persipan zu großen Teilen aus Aprikosenkernen – sie zählen ebenfalls zu den Ölsamen. Aus Sicht von Lebensmittelklarheit ist die Werbung mit den Leitsätzen ungünstig, wenn gleichzeitig nicht klar zu erkennen ist, dass die Lebkuchen 14 Prozent Ölsamen enthalten.

Entsprechend den Leitsätzen für Feine Backwaren sollten „Feine Oblaten-Lebkuchen“ mindestens 14 Prozent Ölsamen in der Lebkuchenmasse in enthalten, darunter mindestens 7 Prozent Mandeln, Hasel- oder Walnüsse. Alternativ genügen 12,5 Prozent Ölsamen, wenn ausschließlich Mandeln, Nüsse und Haselnüsse verwendet werden. Leitsätze sind rechtlich nicht bindend.

Dennoch ist es möglich, dass die von Ihnen genannten Lebkuchen (mit der Angabe 11 Prozent Ölsamen) die Vorgaben der Leitsätze erfüllen. Das hat folgende Gründe:

1. Die von Ihnen genannten Lebkuchen enthalten zusätzlich zu der Ölsamenmischung noch Persipan. Dieses besteht zu großen Teilen aus Aprikosenkernen, die ebenfalls zu den Ölsamen zählen. Es könnten beispielsweise ein oder zwei Prozent Aprikosenkerne im Produkt stecken, was den Gesamtanteil an Ölsamen entsprechend erhöht.
2. Mengenangaben im Zutatenverzeichnis, also die 11 Prozent Ölsamen, beziehen sich immer auf das gesamte Produkt. Die Vorgaben in den Leitsätzen für Feine Backwaren hingegen beziehen sich nur auf die Lebkuchenmasse. Da Oblaten-Lebkuchen neben der Lebkuchenmasse auch Oblaten sowie in vielen Fällen eine Glasur aus Zucker oder Schokolade enthalten, ist der Anteil der Ölsamen am gesamten Produkt niedriger als in der Lebkuchenmasse.

Ein Rechenbeispiel: 

Angenommen, der Anteil an Aprikosenkernen aus dem Persipan liegt bei einem Prozent: In diesem Fall läge der Ölsamenanteil insgesamt bei 12 Prozent, jeweils bezogen auf das Endprodukt, also die Oblaten-Lebkuchen.
Für die Leitsätze zählt aber nur der Ölsamenanteil in der Lebkuchenmasse. Er ist höher als der Anteil am Gesamtprodukt, da Glasur und Oblaten herausgerechnet werden. Bestehen die Oblaten-Lebkuchen beispielsweise zu 85 Prozent aus Lebkuchenmasse – der Rest könnten Schokolade und Oblaten sein – liegt der Ölsamenanteil in der Lebkuchenmasse bei 14,1 Prozent.

12 Gramm Ölsamen in 85 Gramm Lebkuchen: 12 Gramm / 85 Gramm x 100 = 14,1 Prozent Ölsamen im Gesamtprodukt

Die Ausführungen zeigen, dass es zwar möglich ist, dass die von Ihnen genannten Lebkuchen die Vorgaben der Leitsätze erfüllen. Sie zeigen aber auch, dass sich die Vorgaben anhand des Zutatenverzeichnisses kaum überprüfen lassen. Aus Sicht von Lebensmittelklarheit sollte der Hersteller nicht mit den Vorgaben der Leitsätze werben, wenn sich diese bei den beworbenen Produkten nicht anhand der Angaben auf der Verpackung oder im Online-Shop nachvollziehen lassen.