Ärgerlich: Viel Salz in Gewürzen und Gewürzmischungen
Manche Gewürzanbieter nehmen es mit der Kennzeichnung nicht so genau. Beispielsweise enthält ein „Tomaten Mozzarella Gewürz“ statt ausschließlich Gewürzen gut 40 Prozent Salz. In einem Marktcheck von Lebensmittelklarheit fanden die Expert:innen sowohl im Supermarkt als auch in Online-Shops 22 Produkte, die widersprüchlich oder nicht korrekt gekennzeichnet waren. Denn was als „Gewürz“ oder „Gewürzmischung“ deklariert ist, darf auch nur Gewürze enthalten. Andere Zutaten haben darin nichts zu suchen.
Gewürzmischungen liegen im Trend. Sie sollen das Zusammensuchen verschiedener Gewürze ersparen und das Kochen bekannter Gerichte erleichtern. So gibt es inzwischen neben Asia-, Orient- und mediterranen Mischungen solche für bestimmte Speisen wie Rührei, Bratapfel oder Barbecue.
Verkehrsübliche Zusammensetzung in den Leitsätzen definiert
Die Leitsätze für Gewürze und andere würzende Zutaten beschreiben, woraus die verschiedenen Produkte zum Würzen üblicherweise bestehen. Hinter ähnlich lautenden Bezeichnungen stehen nämlich ganz unterschiedliche Anteile aus Gewürzen, Salz und weiteren Zutaten. Die Menge an Gewürzen kann zwischen null und 100 Prozent betragen:
Nur Gewürze und Gewürzmischungen bestehen zu 100 Prozent aus Gewürzen, das heißt verschiedensten Pflanzenteilen meist in getrockneter Form. Sonst nichts.
Heißt es dagegen Gewürzzubereitung, so sollen nur noch mindestens 60 Prozent Gewürze enthalten sein. Der Rest sind Zutaten wie Zucker, Salz oder Gewürzaromen.
Noch weniger Gewürze stecken meist in Gewürzsalzen. Sie enthalten mindestens 15 Prozent Gewürze und mehr als 40 Prozent Salz.
Und Würzen oder Würzmischungen dürfen schließlich komplett ohne Gewürze auskommen. Sie enthalten Geschmacksverstärker, Speisesalz, Zuckerarten oder andere Trägerstoffe. In ihnen können außerdem Hefe Gemüse, Pilze, Gewürze, Kräuter oder Extrakte daraus stecken.
Im Sommer 2024 hat Lebensmittelklarheit das Angebot an Gewürzprodukten unter die Lupe genommen. Die Expert:innen schauten, ob in vermeintlichen „Gewürzen“ und „Gewürzmischungen“ tatsächlich nur Gewürze oder auch andere Zutaten stecken. Dabei fiel auf, dass die Kennzeichnung bei den traditionellen Gewürzmarken mit großer Produktpalette keine relevanten Mängel zeigt. Anders sieht es bei neueren bekannten Marken sowie Produkten von Start-ups und Fernsehköchen aus. Hier liegt einiges im Argen.
Korrekte Bezeichnung nur im Kleingedruckten
Von den 22 gefundenen Produkten mit Kennzeichnungsmängeln preisen die Hersteller 15 auf der Schauseite als „Gewürz“, „Gewürzmischung“ oder „Gewürzmix“ an. Dass außer Gewürzen weitere Zutaten wie Zucker, Salz oder Rapsöl in den Produkten stecken, offenbart nur ein Blick auf die Verpackungsrückseite. Erst dort machen die korrekten Bezeichnungen und Zutatenlisten deutlich, dass es sich tatsächlich gar nicht um Gewürz(mischungen), sondern um Gewürzsalze, Gewürzzubereitungen oder Mischungen würzender Zutaten handelt.
Produkte von Fernsehköchen häufiger falsch und besonders teuer
Fünf Produkte im Marktcheck tragen noch nicht einmal im Kleingedruckten eine den Leitsätzen entsprechende Bezeichnung. Darunter sind auch vier Produkte von bekannten Fernsehköchen. Die insgesamt sechs Angebote aus den Online-Shops von drei Fernsehköchen fallen außerdem durch ihre besonders hohen Preise negativ auf. Sie liegen im Durchschnitt 74 Prozent über den Preisen der anderen Produkte der Stichprobe und das trotz hohem Salz- und/oder Zuckergehalt.
Weitere Mängel vorhanden
Bei vier der 22 Produkte fehlt außerdem eine Nährwertdeklaration. Von den Gewürzprodukten zählen nur die Gewürze und Gewürzmischungen zu den Ausnahmen, die nach der Lebensmittelinformationsverordnung keine Nährwertdeklaration benötigen. Gewürzzubereitungen und Gewürzsalze zählen nicht dazu, da sie erhebliche Mengen an Salz und Zucker enthalten können.
Negativ fällt bei einigen Produkten außerdem die Schriftgröße der Pflichtangaben auf, die grenzwertig klein ist, obwohl mehr Platz zur Verfügung steht.
Aus Sicht von Lebensmittelklarheit zeigt die Marktstichprobe einmal mehr, dass die Schauseite häufig einen falschen Eindruck vermittelt. Bereits hier sollten die passende Bezeichnung wie „Gewürzmischung“ oder „Gewürzsalz“ und die Menge der enthaltenen Gewürze stehen.
Hinweis: Unsere Kurzmeldungen geben grundsätzlich den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder. Sie werden in der Regel nicht aktualisiert.
Der leichtsprachliche Text wurde übersetzt von:
Isabella von Luxburg,
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