Dry January – Alkoholfreier Aperol-Ersatz unter der Lupe

Nicht immer gibt die Kennzeichnung alkoholfreier Alternativen für Aperol her, welches Getränk sie ersetzen sollen. Die Zusammensetzung rechtfertigt aus Sicht von Lebensmittelklarheit nicht die im Vergleich hohen Preise.

Das neue Jahr beginnt bei vielen Menschen mit guten Vorsätzen. Den Alkoholkonsum zu reduzieren – zum Beispiel in Form eines Dry January – ist eine beliebte Variante. Dafür gibt es ein ständig wachsendes Sortiment an alkoholfreien Alternativen für alkoholhaltige Getränke. Alkoholfreies Bier ist schon Standard. Auch alkoholfreier Wein oder Sekt sind im Handel problemlos zu finden. Vergleichsweise neuer sind Alternativen für Aperitifs und Spirituosen. 
Lebensmittelklarheit hat im stationären Handel – vor allem in Supermärkten – nach alkoholfreien Aperitifs als Ersatz für Aperol gesucht. Wir haben bei sieben Aperol-Alternativen geschaut, ob zu erkennen ist, welches Getränk sie ersetzen sollen und was die Kennzeichnung über die Zusammensetzung verrät. Sie kosteten zwischen 3,50 bis 23 Euro je Liter. 

Charakteristische Farbe und Rezepte bieten Orientierung

Beispiel für eine Bezeichnung

Welche Produkte Aperol ersetzen sollen, ist anhand der Bezeichnungen nur schwer zu erkennen. Diese sind auffallend unterschiedlich: von der nichts sagenden Version „alkoholfreier Aperitif“ bis hin zu beschreibenden Bezeichnungen wie „Basis für alkoholfreie Spritz mit Orangennote“ oder „alkoholfreie, aromatisierte Getränkebasis mit Bitterorangengeschmack“.

Beispiel für ein Rezept

Orientierung beim Einkauf bieten da eher die charakteristische orange-rote Farbe und Rezepte für die Zubereitung eines Spritz, die alkoholfreien Sekt und einen Schnitz Orange enthalten. Manches Mal bleibt Verbraucher:innen aber nur ein Testkauf und das Probieren zuhause.

Reich an Zusatzstoffen und Zucker

Anders als alkoholhaltige Aperitifs und Spirituosen sind alkoholfreie Getränke vollständig mit Zutatenliste und Nährwerten gekennzeichnet. Die von Lebensmittelklarheit gefundenen Produkte enthalten Zutaten, die auch für Erfrischungsgetränke üblich sind: Als Basis Wasser und Zucker, ergänzt mit Aromen, dazu kommen zum Teil Säuerungsmittel, Farbstoffe und Konservierungsstoffe. Mehrere enthalten Farbstoffe wie Allurarot und Gelborange S, die bei Veranlagung Unverträglichkeitsreaktionen auslösen können. Bei Kindern stehen sie im Verdacht, zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen zu führen. Die zwei gefundenen Bio-Produkte enthalten weder Konservierungs- noch Farbstoffe.
Bei den Aromen fallen Extrakte aus Kräutern, Früchten und/oder Gewürzen auf, die zu den natürlichen Aromen zählen, außerdem der Aromastoff Chinin für den Bittergeschmack. 

Der gefundene Zuckergehalt liegt zwischen 15 und 26 Prozent. Das ist deutlich mehr als in Limonade steckt und übersteigt auch die Gehalte der meisten Fruchtsäfte. Eines der gefundenen Produkte ist mit Süßstoffen anstatt Zucker gesüßt.

Beispiel für eine Zutatenliste

Aus Sicht von Lebensmittelklarheit sind Getränke aus Wasser mit Zucker, Zusatz- und Geschmacksstoffen nicht empfehlenswert. Sie rechtfertigen in keiner Weise Preise um 20 Euro.
Allerdings ermöglichen die Zutatenliste und Nährwerttabelle der alkoholfreien Alternativen Kaufinteressierten unerwünschte Zusatzstoffe oder einen hohen Zucker- und Kaloriengehalt zu erkennen und gezielt auszuwählen.
Hingegen bleiben alkoholhaltige Aperols eine Blackbox. Die Anbieter müssen statt einer Zutatenliste lediglich die enthaltenen Allergene und bestimmte Zusatzstoffe durch Hinweise wie „enthält Farbstoffe“ und „enthält Konservierungsstoffe“ kennzeichnen. Nährwertangaben dürfen komplett fehlen. Nach Auffassung von Lebensmittelklarheit sollten auf allen Getränken – auch alkoholhaltigen – Zutatenlisten und Nährwertangaben verpflichtend sein.