Keine Sanddornbeeren im aromatisierten Früchtetee „Sanddorn Meer“
Zusammenfassung
Der prominente Hinweis auf Sanddorn und die Farbe des abgebildeten Produktes lassen eine andere Zusammensetzung erwarten. Statt der als vitamin-C-haltig bekannten Sanddornbeeren steckt Trester, also Pressrückstand, im Früchtetee, der zudem aromatisiert ist. Sanddornbeerentrester steht an erster Stelle der Zutatenliste, allerdings ohne Mengenkennzeichnung.
Inzwischen hat die Firma einzelne Korrekturen im Online-Shop vorgenommen und Hinweise wie „vitaminreiche Erfrischung“ entfernt und das Zutatenverzeichnis ist unter dem Begriff „Zutaten“ leichter auffindbar. Insgesamt vermittelt der Anbieter jedoch mit dem Angebot für „N°59 Sanddorn Meer“ aus Sicht von Lebensmittelklarheit nach wie vor eine andere Zusammensetzung für den vermeintlichen „Sanddorntee“.
Beschwerde
Der Tee wird als „Sanddorn, Orange, Blutorange“ beworben, ohne dass angegeben ist, wieviel Sanddorn enthalten ist und es ist auch gar kein Sanddorn enthalten, sondern minderwertiger Sanddornbeerentrester; die Blutorange ist nur als Aroma enthalten. Dass der Tee aromatisiert ist, ist nicht zu erkennen, das merkt man erst, wenn man aktiv danach sucht. Dadurch fühle ich mich getäuscht.
[…], wobei im Webshop keine Nährwerttabelle und keine Vitamintabelle ist und man gar nicht sehen kann, wieviel Antioxidantien und wieviel Vitamin C enthalten ist. Im Webshop wird nach wie vor mit „vitaminreicher Erfrischung“ geworben.
Außerdem wird mit „belebend“ und gleichzeitig mit „Entspannung" geworben, das widerspricht sich. Ebenso wird mit „beruhigender Wirkung“ geworben. Das ist doch gar nicht erlaubt?
Verbraucherin aus Kiel vom 22.04.2024
Einschätzung der Verbraucherzentrale
Das Online-Angebot für „N°59 Sanddorn Meer“ passt nicht zur tatsächlichen Zusammensetzung. Sanddornbeerentrester ist keine Basis für einen Früchtetee.
Darum geht’s:
Im Online-Shop 7tea.de bietet die Firma den Früchtetee „N°59 Sanddorn Meer – Sanddorn, Orange & Blutorange“ an. Rechts von der Abbildung steht unter anderem „vitaminreiche Erfrischung: Sanddornbeerentrester und Orangenfruchtfleisch“ sowie „natürliches Aroma. Mit Blutorangenaroma“.
Eine Überschrift mit dem Titel „Zutaten“ gibt es nicht. Unter dem Begriff „Inhaltsstoffe/Wirkstoffe“ sind nach dem Anklicken unter anderem folgende Bestandteile für den Früchtetee zu lesen: Sanddornbeerentrester, getrocknetes Orangenfruchtfleisch (10%), Ringelblumenblüten, Färberdistel. Von den genannten Früchten Sanddorn, Orangen und Blutorange enthält der Tee nur Orange.
Des Weiteren wirbt der Anbieter mit Aussagen wie „komm in den Genuss reiner Entspannung“ und „beruhigender Wirkung“ für das Produkt.
Das ist geregelt:
Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Zusammensetzung. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV). Des Weiteren müssen die Mengen verwendeter Zutaten eines Lebensmittels genannt werden, wenn sie durch Worte, Bilder oder eine graphische Darstellung hervorgehoben sind.
Die Leitsätze für Tee, Kräuter- und Früchtetee unterscheiden die Bezeichnung „Früchtetee“ von „aromatisiertem Früchtetee“. Bei Letzteren ist der Zusatz von Aromen vorgesehen. Für Sanddorn beschreiben die Leitsätze, dass die Früchte verwendet werden. Trester oder ähnliche Reststoffe aus der Fruchtsaftherstellung, werden nicht verwendet.
Gesundheitsbezogene Angaben – dazu gehören auch Abbildungen – dürfen nach der Health-Claims-Verordnung (HCVO) nur verwendet werden, wenn die Aussagen wissenschaftlich nachgewiesen sind und für das beworbene Lebensmittel zugelassen wurden. Wenn Vitamine beworben werden, müssen diese auch in der Nährwertkennzeichnung stehen.
So sieht’s die Verbraucherzentrale:
Einen „Sanddorntee“ auf der Basis von Sanddornbeerentrester, also aus den Resten der Saftherstellung anzubieten, ist ein Unding. Nichts deutet auf den ersten Blick darauf hin, dass der Früchtetee nur Orangen als Frucht enthält. Im Gegenteil: Der orangefarben abgebildete Tee und der Hinweis auf die „vitaminreiche Erfrischung“ sprechen für die Verwendung der als vitaminhaltig bekannten Sanddornbeeren.
Die Zutat Sanddornbeerentrester entspricht auch nicht den Leitsätzen.
Insgesamt sind der prominente Name Sanddorn und Hinweise wie „vitaminreich“ absolut fehl am Platz für den aromatisierten und mit Färberdistel gefärbten „Früchtetee“ auf Tresterbasis. Dazu kommt, dass der Anbieter lediglich für Orange die Menge von 10 Prozent kennzeichnet. Für Sanddornbeerentrester, der an erster Stelle steht, fehlt die Mengenangabe.
Fazit:
Die Firma sollte das Produkt nicht mit Sanddorn bewerben sowie Vitamin- und Gesundheitshinweise entfernen.
Stellungnahme der Peel Of Tea GmbH, Altenholz
Kurzfassung, erstellt von Lebensmittelklarheit:
Die Firma weist darauf hin, dass eine genaue Zusammensetzung nicht verpflichtend sei. Die Deklaration von Aromen seien unter „Zutaten“ sowie auf der Produktverpackung zu sehen. Die Aussagen bezüglich „vitaminreicher Erfrischung“ sowie „belebend“, „Entspannung“ und „beruhigend“ habe sie überprüft und angepasst. Die Verwendung der Beere habe diverse Nachteile und der Trester sorge für Farbe und Geschmack.
Ergebnis
Der Anbieter hat minimale Änderungen im Online-Shop vorgenommen und unter anderem den Vitamin-Hinweis entfernt, die Angaben zu den Zutaten sind leichter auffindbar und Nährwerte ergänzt. Die Zusammensetzung des Produktes ist unverändert und passt aus Sicht von Lebensmittelklarheit nach wie vor nicht zu einem „Sanddorntee“. Zudem bewirbt die Firma „die robusten säuerlichen Noten von Sanddornbeeren“, die im Tee nicht vorhanden sind.
Wegen der Mängel hat Lebensmittelklarheit die Lebensmittelüberwachung informiert.