So haben Hersteller reagiert:

Werbung mit Regionalität passt besser

Änderung: Die in Berlin verkaufte Weidemilch von Milbona stammt nun aus dem Nordosten statt Nordwesten Deutschlands.
Geändert

Die „frische Weide-Vollmilch“ stammte aus dem Nord-Westen Deutschlands und wurde in Nordrhein-Westfalen abgefüllt. Der Verkaufsort Berlin lag etwa 450 Kilometer von der Molkerei entfernt. Im Jahr 2023 stammt die Milch aus Mecklenburg-Vorpommern und wird rund 250 Kilometer von Berlin entfernt abgefüllt. Das ist deutlich näher und der Verkaufs- und Herkunftsort liegen nun beide im Nordosten Deutschlands. Trotzdem sind 250 Kilometer eine weite Transportstrecke aus Sicht von Lebensmittelklarheit für die Werbung mit „Unser Markenzeichen: Regionalität“.

Ich bin verärgert über die Verpackungsaufschrift: „Unser Markenzeichen Regionalität“.
Mit dem Begriff Regionalität wird auf den ersten Blick suggeriert, dass etwas aus der Region, also nah dran kommt. Man hat als Verbraucher das Gefühl etwas Gutes zu tun, weil weniger Transport notwendig ist und man regionale Bauern unterstützt etc.
Bei näherem Hinsehen meint der Begriff aber vermutlich, dass Rohmilch nahe der Molkerei in Everswinkel (NRW) bezogen wird. Klar ist das aber auch nicht. […]
Verbraucher aus Berlin vom 01.11.2021

Einschätzung der Verbraucherzentrale zur ursprünglichen Verpackung

Die Werbung mit „Regionalität“ für eine Milch, die aus dem „Nord-Westen Deutschlands“ stammt und etwa 450 Kilometer von der Molkerei entfernt in Berlin verkauft wird, passt nicht zusammen.

Darum geht’s:

Der Discounter Lidl verkauft in Berlin „frische Weidemilch“. Auf der Verpackungsseite ist eine Deutschland-Grafik zu sehen mit einem Hinweis auf Everswinkel in Nordrhein-Westfalen. Daneben steht „Regionalität“ in Großbuchstaben und roter Farbe sowie eine Erklärung: 
„Unser Markenzeichen: Regionalität. In dem Werk Everswinkel wird täglich Weidefrischmilch aus dem nord-westlichen Deutschlands produziert.“ Auf der anderen Seite der Verpackung steht das Identitätskennzeichen „NW“ für Nordrhein-Westfalen.

Das ist geregelt:

Informationen über Lebensmittel dürfen nicht täuschen, beispielsweise über die Herkunft. Das ist ein wesentlicher Grundsatz in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV). Dieser Grundsatz gilt auch für die Aufmachung und Bewerbung eines Produktes.
Der Begriff „regional“ ist rechtlich nicht definiert.

So sieht’s die Verbraucherzentrale:

Mit der Werbung „Regionalität“ auf der frischen Weidemilch soll ein regionaler Bezug hergestellt werden, den es aus unserer Sicht weder gibt noch auf den ersten Blick verständlich ist. 
Berlin als Verkaufsort liegt mindestens 450 Kilometer von der Molkerei in Nordrhein-Westfalen entfernt. Am Standort der Molkerei in Everswinkel wird Weidemilch laut Herstellerangaben „aus der nord-westlichen Region Deutschlands produziert“. Vor diesem Hintergrund mit „Unser Markenzeichen: Regionalität“ zu werben, ist unseres Erachtens täuschend.

Fazit:

Der Anbieter sollte auf die Regional-Werbung bei der Weidemilch verzichten.

Stellungnahme der Fude und Serrahn Milchprodukte GmbH & Co. KG, Hamburg

Kurzfassung, erstellt von der Verbraucherzentrale:

Das Produkt wird in von der Firma DMK Deutsches Milchkontor GmbH in Everswinkel abgefüllt. Die dafür eingesetzte Milch stammt aus der nordwestlichen Region Deutschlands. 
Der Begriff „Regionalität" bezieht sich in diesem Fall auf den Abschnitt der Lieferkette, welcher den Weg der Milch vom Ursprungserzeugerbetrieb bis zum Betrieb der Verarbeitung darstellt. 
Der Begriff „Regionalität" bezieht sich aber nicht auf den Vertriebsweg.

Ergebnis

Im Rahmen eines Marktchecks im Jahr 2023 hat Lebensmittelklarheit die „frische Weidemilch“ der Marke Milbona in Berlin in geänderter Verpackung gefunden. Die Werbung lautet nun „Unser Markenzeichen: Regionalität. In unserem Werk in Mecklenburg-Vorpommern produzieren wir täglich Weidemilch aus der nord-östlichen Region Deutschlands.“ Auch das Identitätskennzeichen nennt mit dem Kürzel „MV“ Mecklenburg-Vorpommern als letzten Bearbeitungsort. Die Nummer „006“ steht für eine Niederlassung von Arla Foods in Upahl. Von dort sind es etwa 250 Kilometer bis Berlin. Die Transportstrecke ist deutlich geschrumpft, aber aus Sicht von Lebensmittelklarheit immer noch sehr lang für die Werbung mit Regionalität.