Zweifelhafte Influencer-Werbung für Kinderprodukte

„Ohne raffinierten Zucker“ oder „Die Kinder lieben sie!“: Werben Influencer:innen auf Tiktok, Youtube oder Instagram mit solchen Slogans für Kinderlebensmittel, wirkt das besonders authentisch. Mit den Storys, Clips und Reels werden Eltern gezielt angesprochen. Die Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) hat sich 13 auf Social Media beworbene Produkte genauer angeschaut und festgestellt: Die Lebensmittel sind häufig zu süß, die Werbung ist zweifelhaft. 

Die Expert:innen untersuchten die Influencer-Werbung für 13 an Kinder gerichtete Produkte, darunter Müsli, Süßigkeiten, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel in Fruchtgummi-Form. 

Gesunder Anstrich für zuckerreiche Produkte

Ein Schwerpunkt des Marktchecks waren Gesundheitsversprechen für die Produkte. Denn nicht selten werben die Influencer:innen mit Slogans, die den teilweise süßen und zuckerreichen Produkten einen gesunden Anstrich verleihen.  

Vier Produkte aus dem Marktcheck werden als „ohne raffinierten Zucker“, „ohne industriellen Zucker“ oder „ohne Zuckerzusatz“ beworben, obwohl sie tatsächlich einen hohen Zuckeranteil haben. Statt Haushaltszucker enthalten die Produkte zum Beispiel Rosinenpaste, Dattelpulver oder getrocknete Früchte. Gesünder sind sie dadurch nicht. Auch die gefriergetrockneten Erdbeeren im Marktcheck sind extrem zuckerreich. Mit 47 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten sie knapp zehnmal so viele Kalorien und Zucker wie frische Erdbeeren. 

Produkte mit Süßungsmitteln für Kinder problematisch

In fünf Produkten stecken statt Zucker Süßungsmittel wie Sucralose, Steviolglycoside oder Maltitsirup. Diese setzen nach Ansicht der Verbraucherzentrale in den ersten Lebensjahren falsche Geschmacksvorlieben. Süßungsmittel hätten auch deshalb in der Kinderernährung nichts zu suchen, so die Expert:innen der vzhh. 

Zuckeraustauschstoffe wie Maltit können bei übermäßigem Verzehr abführend wirken und zu Magen-Darm-Problemen führen. Bei Kindern kann diese Wirkung schon nach dem Verzehr geringer Mengen eintreten. In einem Beispiel aus dem Marktcheck wurden Frühstücksflocken mit Maltitsirup dennoch als Familienessen angepriesen. Laut Hinweis auf der Verpackung ist das Produkt aber nur „für Erwachsene“ geeignet.

Nahrungsergänzungsmittel als niedliche Fruchtgummis getarnt

Als problematisch sieht die Verbraucherzentrale auch die Werbung für Nahrungsergänzungsmittel in Form von Fruchtgummis sowie für Getränke mit Vitaminzusatz. Die Aufmachung der Fruchtgummis in Form von kleinen Dinos oder Hundepfötchen vermitteln den Eindruck, es handele sich um normale Süßigkeiten. Es bestehe Verwechslungsgefahr und könne zu Überdosierungen kommen, warnt die Verbraucherzentrale. 

Die vzhh kritisiert die Vermarktung von Kinderlebensmitteln durch Influencer:innen. Diese nutzten eine emotionale Ebene, um das Kaufverhalten ihrer Follower:innen zu beeinflussen. Die persönlichen Botschaften wirkten oft besonders eindringlich und glaubwürdig. Die Expert:innen fordern strengere Kontrollen und Regelungen für Werbung im Bereich Kinderlebensmittel. Für Kinder ungeeignete Produkte sollten nicht beworben werden dürfen – auch nicht von Influencer:innen auf Social Media.

Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg: "Influencer-Marketing für ungesunde Kinderlebensmittel"